Breiter, höher, leichter

Der Bieler Hersteller DT Swiss bringt die dritte Generation seiner ARC-Laufräder auf den Markt und will damit Massstäbe setzen. Unser Digitalchef hat die neuen Aero-Räder im Alltag als Hobbygümmeler getestet.

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Ich hatte in meinem Leben bislang weder Carbon-Räder noch waren sie je höher als 35 Millimeter. Nun schickt mir DT Swiss ihre neuen Aero-Laufräder, die ARC 1100 DICUT, Felgenhöhe 55 Millimeter. Absolute Highend-Laufräder also, entwickelt nach den neusten Standards.

Unboxing

Der erste Eindruck der Laufräder ist denn auch beeindruckend. Die Verarbeitung scheint makellos zu sein, die Aufkleber sind dezent und die Rückkehr zur V-Form gefällt besser als die im Trend liegenden U-Formen. Einzig die montierten Reifen, 26 Millimeter vorn und 28 Millimeter hinten wirken oldschool.

Erster Eindruck

Ein Blick auf die Waage zeigt: bei montierten Pneus, Bremsscheiben und Kassette sind die neuen 55-Millimeter-Laufräder 300 Gramm leichter als meine 35-Millimeter-Aluräder, die ich bisher gefahren bin. Das Gewicht der ARC 1100 DICUT mit 55 Millimetern beläuft sich gemäss Hersteller DT Swiss auf 1471 Gramm – Vorder- und Hinterrad zusammen. Auf der Strasse macht sich aber als erstes nicht das gesparte Gewicht bemerkbar, sondern die neu gewonnen Steifigkeit. Das Velo fühlt sich viel agiler und explosiver an, ein grosser Spass!

Unterwegs

Die neuen Laufräder fühlen sich schnell an. Im Vergleich zu meinen alten 35-Millimeter-Rädern spüre ich den Seitenwind stärker, aber lange nicht so fest wie bei anderen vergleichbaren Rädern. Gemäss DT Swiss AG-Produktmanager Simon Wassmer hat dies damit zu tun, dass das Lenkmoment, also die Kraft, die man aufbringen muss, um auf der gewünschten Bahn weiterzufahren, eines von zwei Hauptkriterien bei der Entwicklung. Und die V-Form helfe dabei und sei eben nicht wegen der Coolness oder dem Design zurückgekehrt. Übrigens: bei den Aero-Laufrädern geniesst die Produktdesign-Abteilung bei der Felgenform kein Mitspracherecht. Und so fühlt es sich auf den langen Geraden an, als würde man auf Schienen fahren, erstaunlich sicher. Dazu tragen auch die in Zusammenarbeit mit Swiss Side entwickelten Continental AERO 111 Reifen bei. Und Wassmer ergänzt, dass die höheren Felgen sogar einen Vortrieb entwickeln können bei geeigneten Seitenwinden.

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Was mir keine Ruhe lässt, sind die schmalen Reifen. 26 Millimeter und 28 Millimeter fühlt sich einfach weniger gut an als 30 Millimeter und 30 Millimeter, der höhere Druck ist weniger komfortabel und in den schnellen Kurven wirken die breiten Reifen griffiger. Auch Simon Wassmer findet das Setup nicht optimal und liefert mir zwei neue Pneus. Den 29 Millimeter AERO 111 fürs Vorderrad und einen 30 Millimeter breiten fürs Hinterrad. Darauf seien die Felgen mit ihrer 22 Millimeter breiten Maulweite (Abstand der Innenkanten des Felgenbettes) optimiert. Und siehe da: das Gefühl ist viel besser und so ein Tubeless-Reifenwechsel ist gar nicht so schlimm wie befürchtet.

Letztlich frage ich Wassmer noch, ob es ihn traurig mache, wenn die Leute einen Speedsensor an die vordere Nabe der Aero-optimierten Räder montieren. Dies sei eine gute Frage, meint Wassmer. Man verliere ungefähr drei bis vier Watt, aber DT Swiss arbeite bereits an einer Lösung, lächelt der Rädermacher.

Fazit

Im Vergleich zu Alu- sind Carbon-Felgen grossartig. Die Steifigkeit gibt einem das Gefühl von Tempo und Kontrolle. Die Felgenhöhen 55 Millimeter, 65 Millimeter und 85 Millimeter sind clever gewählt. 55 Millimeter für den alltäglichen Gebrauch, 65 Millimeter entsprechen den neuen UCI Limiten ab 2026 und 85 Millimeter macht alle Aero-Aficionados und Zeitfahrer:innen glücklich. Das Design mit V-Form und den klassischen weissen DT Swiss Aufklebern gefällt mir. Für die Stylers gibt es noch eine Variante mit schwarzen Stickern, regenbogenglänzend – wie bei anderen Herstellern – gibt es nicht. Das Gefühl, aerodynamisch keine Kompromisse einzugehen und wie auf Schienen über den Asphalt zu rollen, gibt einem viel. Nur leider fahre ich nicht mehr so gerne über Kieswege, die Felgen sind mir schon ans Herz gewachsen. Etwas fehlt natürlich noch: Wie tönt der Freilauf? Für meinen Geschmack ist er eher zu laut als zu leise, aber ich schäme mich noch nicht.

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