Alles zur Rad-WM in Zürich und noch viel mehr – das ist das «Gruppetto» #3/24
Für die dritte «Gruppetto»-Ausgabe 2024 waren wir in Slowenien bei einem von Tadej Pogačars besten Freunden und sind mit Jens Voigt durch Berlin gefahren. Wir blicken zurück auf Schweizer Weltmeister:innen und porträtieren Elise Chabbey, die dies noch werden möchte.
Pogačars Freund mit der Kamera
Als wir Alen Milanec in Ljubljana getroffen haben, sagte er uns: «Das grösste Ziel von Pogi waren von Anfang an die Weltmeisterschaften in Zürich.» Dies obwohl der slowenische Radstar in diesem Jahr die Tour de France, de Giro d'Italia und den Klassiker Strade Bianche gewonnen hat. Wir konnten es kaum glauben, aber Milavec muss es wissen, denn kaum einer begleitet Pogačar so eng, wie der 22-jährige Fotograf, der nicht nur bei den grossen Rennen dabei ist, sondern auch in den privaten Ferien oder bei der Verlobung. Wer mit Milavec spricht, versteht besser, wie Pogačar funktioniert.
Wo sind denn alle hin?
Nach fast 80 Jahren trägt Zürich wieder Strassenvelo-Weltmeisterschaften aus. Was heute überrascht, war früher normal, denn Zürich war einst die erste Schweizer Adresse für den Radsport mit einer Ausstrahlung in die Welt hinaus. Der Erfolg basierte auf vier Säulen. Doch heute sind davon bis auf eine alle eingestürzt.
König Knecht
Hans Knecht war der erste Schweizer, der Velo-Weltmeister wurde. Er gewann das Rennen 1946 in Zürich, wie er sein gesamtes Leben lebte: Mit schlechten Voraussetzungen, aber mit einem unbändigen Willen. Wir zeigen seinen Weg zum Titel ebenso auf wie jenen von Karin Thürig, Ferdy Kübler, Barbara Heeb oder Fabian Cancellara.
Schonungslos
Der Willen zum WM-Titel fehlt Elise Chabbey nicht, in diesem Jahr wohl aber das Glück. Die 31-jährige Genferin startete 2012 bei Olympia im Kajak und dieses Jahr in Paris mit dem Velo Dazwischen stand sie als Ärztin im Corona-Einsatz. Wer ist Elise Chabbey, die in den vergangenen Monaten so sehr vom Pech verfolgt worden ist?
«Es war ein krasses Puzzlespiel»
Die Rad-WM 2024 in Zürich will beim Thema Inklusion noch einen Schritt weiter gehen als ihre Vorgängerinnen. Neben den Regelsportler:innen sind die Wettkämpfe der Para-Cycler:innen integraler Bestandteil der WM, und alle Rennen werden über die gleiche Ziellinie fahren. Das ist auch für Streckenplaner Tobias Fankhauser eine grosse Herausforderung, wie er im Interview erzählt.
Mit dem Ausreisser im Innenhof
Der ehemalige deutsche Radprofi Jens Voigt dürfte heute den meisten als Experte auf Eurosport bekannt sein. Er begleitet die grossen Rennen jeweils vom Motorrad aus und sagt zum Schluss seiner Einschaltungen jeweils unverkennbar: «And now bäck to se Commentators.» Wir sind mit ihm durch Berlin gefahren und waren in seiner Schule, seinem Internat und der ersten Wohnung wo er als Erwachsener gelebt hat. Er erzählte dabei genauso unterhaltsam und in einer ähnlichen Tonlage wie im Fernsehen Anekdoten aus seinem Leben.
Die Geisterbahn von Jestetten
Von 1925 bis 1934 pilgerten Radsportbegeisterte in Scharen auf die Rennbahn in Jestetten. Wer heute die Ruine gleich nach der deutschen Grenze zur Schweiz sucht, muss genau hinschauen. Das haben die beiden Historiker Andreas Teuscher und Pietro Wallnöfer für uns getan und die ungewöhnliche Geschichte der verwunschenen Rennbahn für uns aufgeschrieben.
Die doppelte Erfindung
Zwei junge deutsche Ingenieure sind sich sicher, den Freilauf, die Achillesferse des Velos, entscheidend verbessert zu haben. Sie tüfteln und eröffnen eine eigene Fabrik in der Nähe von Dresden. Doch dann taucht plötzlich ein sehr ähnliches Produkt aus China auf. Bei unserem Besuch haben sie uns nicht nur ihre Erfindung präsentiert, sondern auch erzählt, weshalb sich ihr Einsatz der vergangenen Jahre gelohnt hat, selbst wenn es doch nicht klappen sollte.
Er hat noch immer nicht genug
Kaum ein Wetter hält Sepp Fuchs davon ab, fast täglich Kilometer abzuspulen. Mehr als 20'000 im Jahr. Was treibt den 76-Jährigen an, der in seiner Karriere alle grossen Rundfahrten gefahren ist und den Klassiker Lüttich–Bastogne–Lüttich gewonnen hat? Wir haben es auf einer Velofahrt mit Sepp Fuchs herausgefunden.
Und ausserdem...
...unser Gruppetto ist die Winti Vintage Cycling Group. Diese trifft sich einmal im Monat zu einer Ausfahrt. Mitfahren darf, wer ein altes Stahlvelo hat.
...Lu Decurtins sägt mit einer Kettensäge Skulpturen. Die Form der Baumstämme, die er von Sägereien erhält, gibt das Motiv vor. So sind etwa Wout van Aert mit Mathieu van der Poel, Jai Hindley mit Richard Carapaz oder Jasper Philipsen mit Marc Sarreau entstanden.
...Nathalie Schneitter war Weltmeisterin im E-Mountainbike, nun hat sie Ultracycling für sich entdeckt und wollte mit einem Gravelbike 370 Kilometer und 9500 Höhenmeter in 24 Stunden zurücklegen. Dies hat nicht wie geplant geklappt, wie dieser Film zeigt.
...schneller unterwegsmit weniger Luftdruck im Reifen? Warum das tatsächlich wahr ist, erklärt unser Kolumnist Simon Joller in seiner Technik-Kolumne.
...plötzlich fahren alle mit diesen PNS-Trikots herum. Warum das so ist und was er davon hält, erklärt der prominente Stil-Kritiker Jeroen van Rooijen.
...der Strassenfotograf Alessandro Ippolito ist nach Zürich gereist und in die WM der Velokurier:innen eingetaucht. Er feierte mit ihnen Partys, fuhr Pedalo und beobachtete sie beim Fixie-Radquer, Orientierungsfahrten oder Geschicklichkeitswettbewerben.
...im neusten Comic von Irina Feller, weiss Etna Flitz, welcher Schlechtwetter-Typ du bist.
...Robin Gemperle war mit Studienkolleg:innen, Assistierenden und dem Professor im Schauspielhaus. In seiner Kolumne erklärt er, weshalb er sich dabei unwohl fühlte und was das alles mit seinen Eltern zu tun hat.
(zac)