Red Bull steigt bei Bora - hansgrohe ein: die Ziele, die Wechsel, die Unsicherheiten

Was wir wissen:

Nun ist es offiziell: Bora-Hansgrohe hat gestern bestätigt, dass Red Bull bei dem deutschen Team mit Sitz in Österreich einsteigt. Dies nachdem die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde der Partnerschaft zugestimmt hat. «Es ist das grüne Licht, auf das wir gewartet haben, um uns die Formalitäten und vielen einzelnen Bausteine der Zusammenarbeit vorzunehmen», lässt sich Team-Manager Ralph Denk zitieren. Nun wird Red Bull also 51 Prozent des Teams übernehmen. Das Ziel ist klar: die Tour de France zu gewinnen.

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Was wir nicht wissen:

Vielmehr ist bisher aber nicht klar: «Die weiteren Details unserer Partnerschaft werden wir im Verlauf der Saison vorstellen», wird Denk weiter zitiert. Insbesondere bleibt unklar, was der Einstieg bei Bora-Hansgrohe nun für das bisherige Sponsoring von Red Bull bedeutet. Denn mit Wout van Aert (Visma-Lease a Bike) und Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) unterstützt Red Bull bereits zwei Fahrer von anderen Teams.

In den UCI Regeln heisst es unter 2.15.052, «dass keine UCI WorldTeams eine Verbindung zu den Mitgliedern eines anderen UCI WorldTeam, mit einem UCI ProTeam oder mit einem Veranstalter einer UCI WorldTour-Veranstaltung haben dürfen, die den sportlichen Ablauf von Ereignissen beeinflussen oder als solche wahrgenommen werden kann.» Das UCI-Direktionskomitee kann aber Ausnahmen gewähren, wenn «die Integrität des Wettbewerbs oder die sportliche Fairness nicht in Frage gestellt» werden. Ob das wirklich der Fall ist, wenn mehrere Topfahrer anderer Teams auch direkt von Red Bull unterstützt werden, muss nun die UCI entscheiden. Weniger ein Problem dürfte es bei Toni Palzer sein, der bereits ein Fahrer von Bora-Hansgrohe ist, und bei Zoe Bäckstedt (Canyon-Sram), da Bora-Hansgrohe kein Frauenteam hat.

Eine ähnliche Problematik stellt sich übrigens bei Groupama-FDJ, dem Team von Stefan Küng und Fabian Lienhard. Wie die Kolleg:innen von «The Inner Ring» kürzlich berichteten, will das französischen Lotterie- und Glücksspielunternehmen La Française des Jeux, das schwedische Glücksspielunternehmen Kindred übernehmen. Diese wiederum ist die Muttergesellschaft des beliebten Online-Buchmachers Unibet, das am ProTeam TDT-Unibet beteiligt ist. Auch da steht ein Entscheid der UCI noch aus, was das für das Sponsoring bedeutet.

Worüber wir spekulieren:

Das Budget: Kolpotiert werden Budgets von 40-50 Millionen bei Top-Teams wie UAE Emirates, Visma-Lease a Bike oder Ineos Grenadiers. Das sollte für Red Bull relativ locker zu stemmen sein.

Die neuen Fahrer: In anderen Sportarten setzt Red Bull mit Vorlieb auf junge, eher unbekannte Fahrer. Mit Bora zusammen gibt es bereits das Red Bull Junior Brothers-Programm, in welchem man einen U19-Profi-Vertrag erhalten kann und zum Red Bull Athlet wird. Wie der Kader um Primož Roglič ergänzt wird, um das Ziel Tour-de-France-Sieg zu erreichen, wird sich zeigen. Einige Namen wollen wir jetzt schon nennen:

Remco Evenepoel: Statt ins Trainingslager reiste Bora-Chef Ralf Denk in die USA, um in Ruhe Gespräche mit Red Bull und Specialized zu führen. Der Ausrüster, der auch Remco unterstützt. Remco würde vom Spektakel her sicher gut zu Red Bull passen und seine Wechselgelüste sind schon lange kein Geheimnis mehr.

Jonas Vingegaard: Der Däne wäre wohl der logischste Einkauf, um die Frankreichrundfahrt zu gewinnen. Zudem könnten man Visma-Lease a Bike sicher eher einen Fahrer abluchsen als dem Team aus den Emiraten, wo Geld keine Rolle spielt.

Sir Dave Brailsford: Der britische Radsporttrainer und Manager feierte mit dem damaligen Team Sky grosse Erfolge bei der Tour. Nun steigt Brailsford bei Ineos aus, kaufte sich aber unlängst beim Fussballclub Manchester United ein. Ob da Zeit genug bleibt, um ein Radteam zu managen, ist unklar. Aber denkbar wäre es, dass er das fehlende Puzzleteil beim Red Bull Team sein könnte.

Tour de France: Ändert das Team bereits etwas zur Tour hin? Neue Farben? Neue Leader? Neues Glück?

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