Die Zürcher WM-Strecke ist für die Puncheurs gemacht
Die Strecken der WM-Rennen in und um Zürich stehen. Ein Überblick über die attraktivsten Stellen, die Knackpunkte und die Favoriten.
Eigentlich freut man sich anfangs November auf ein besinnliches Jahresende. Oder man trauert sogar noch dem Sommer nach. Doch dieses Jahr ist das anders. Nach der Präsentation der defintiven WM-Strecke 2024 in und um Zürich, darf man sich getrost auf ein Spektakel Ende September freuen. Das längste WM-Rennen seit über 40 Jahren führt die Männer über 277 Kilometer und über 4000 Höhenmeter.
Die Strecke ist am ehesten für Puncheurs und Klassiker-Spezialisten zugeschnitten. Auch mit den Schweizern ist zu rechnen. Das sagte auch Stefan Küng bei der Präsentation der Strecke.
Die Strecke
Starten werden die Männer in Winterthur. Eine erste Ausreissergruppe wird sich dann wohl spätestens nach 24 Kilometer am Wolschberg bilden, wo es über sechs Kilometer gut 200 Meter nach oben geht. Zuschauerfreundlich passiert das Feld danach nochmals die Winterthur.
Ebenfalls eine gute Gelegenheit den drahtigen Männern bei der Arbeit zuzusehen, bietet sich bei Kilometer 46. Dort fahren sie nämlich hoch zur Kyburg. Während dieser 3,5 Kilometer stehen weitere 200 Höhenmeter auf dem Programm. Allerdings bündeln sich 140 davon auf den ersten 1,4 Kilometern. Nicht schwer zu sehen, dass die durchschnittliche Steigung also 10 Prozent beträgt. Auch nicht schwer zu wissen für alle, die schon einmal auf einem Velo gesessen sind, dass dies ein erster Kraftakt wird.
Via Illnau, Volketswil und Fällanden geht es weiter nach Maur. Der dort ansässige VC Maur ist wohl vielen ein Begriff. Wer ab und an rund um Zürich seine Ausfahrten macht, kennt auch die Rampe, welche es dann hochgeht. Oben in Zumikon angekommen, zieht sich das Feld Richtung Küsnacht in die Länge. Beim Bahnhof Tiefenbrunnen ist dann die Seehöhe erreicht.
Nach 90 Kilometern starten die Rennfahrer in die erste von sieben Runden rund um Zürich. Vom Bellevue via Quaibrücke und über die Münsterbrücke zurück wird gedreht. Danach geht es hoch. Zuerst ziemlich in Falllinie bis zur Kirche Fluntern. Danach die nicht nur bei Velokurier:innen unbeliebte «Schlyfi» hoch nach Witikon.
Nach Witikon können Stefan Küng und Co. die Beine etwas lockern. Durch Zumikon geht es wieder runter zum See. Ob sich nach der siebten Runde der künftige Weltmeister solo dem Seeufer entlang bis zum Ziel beim Sechseläutenplatz kämpft, wird erst das Rennen zeigen.
Die Favoriten
Wie erwähnt, scheint der Kurs geradezu prädestiniert zu sein für einen Klassikerspezialisten. Dass Stefan Küngs Manager die Strecke mitgeplant hat, kommt dem Schweizer Aushängeschild sicher gelegen.
Schauen wir auf vergleichbare Rennen im 2023, zeigt sich, dass der Sieger wohl einer der bekannteren Namen sein wird.
Ronde van Vlaanderen
Datum: 2. April 2023
Distanz: 273,4 km
Höhenmeter: 2185
- Tadej Pogačar 06:12:07
- Mathieu van der Poel 00:16
- Mads Pedersen 1:12
- Wout van Aert "
- Neilsson Powless "
- Stefan Küng "
Die weiteren Schweizer:
50. Filippo Colombo 8:03
78. Fabian Lienhard 14:10
80. Silvan Dillier "
88. Johan Jacobs "
Amstel Gold Race
Datum: 16. April 2023
Distanz: 253,6 km
Höhenmeter: 3290
- Tadej Pogačar 06:02:02
- Ben Healy 00:38
- Thomas Pidcock 2:14
Die Schweizer:
36. Marc Hirschi 04:06
37. Mauro Schmid 05:02
63. Nils Brun 10:36
DNF Michael Schär
DNF Johan Jacobs
DNF Alexandre Balmer
La Flèche Wallonne
Datum: 19. April 2023
Distanz: 194,3 km
Höhenmeter: 3092
- Tadej Pogačar 04:27:53
- Mattias Skjelmose "
- Michael Woods "
Die Schweizer:
16. Mauro Schmid 00:14
34. Gino Mäder 00:25
56. Alexandre Balmer 00:59
80. Marc Hirschi 02:17
118. Michael Schär 06:51
Liège-Bastogne-Liège
Datum: 23. April 2023
Distanz: 258,1 km
Höhenmeter: 4443
- Remco Evenepoel 06:15:49
- Thomas Pidcock 01:06
- Santiago Buitrago "
- Ben Healy 01:08
Die Schweizer:
10. Marc Hirschi 01:48
66. Alexandre Balmer 14:26
DNF Mauro Schmid
WM Glasgow
Datum: 6. August 2023
Distanz: 271,1 km
Höhenmeter: 3385
- Mathieu van der Poel 06:07:27
- Wout van Aert 01:37
- Tadej Pogačar 01:45
- Mads Pedersen "
- Stefan Küng 03:48
Die Schweizer:
13. Mauro Schmid 05:50
43. Silvan Dillier 14:06
DNF Marc Hirschi
DNF Fabian Lienhard
DNF Stefan Bissegger
Ohne «The Big Four» zu nennen, schafft man es wohl nicht, wenn man die Favoriten für das WM-Rennen aufzählen soll. Titelverteidiger Mathieu van der Poel (NED), Tadej Pogačar (SLO), Wout van Aert (BEL) und Remco Evenepoel (BEL) dürften alle am Start sein. Dahinter lauern aber viele Fahrer, die ebenfalls mitreden wollen. Wie oben gesehen sind das sicher Mads Pedersen (DEN), Ben Healy (IRL), Thomas Pidcock (GBR) und Stefan Küng (SUI). Desweiteren sind auch Mattias Skjelmose (DEN), der bei den Klassikern immer weit vorne war, Wout Poels (NED), Sieger bei der zum WM-Rennen vergleichbaren 20. Etappe der diesjährigen Vuelta, sowie Matej Mohorič (SLO), Gravel-Weltmeister und Tour-Etappensieger, zu nennen.
Die Schweizer
Falls sie gesund sind, dürfen Stefan Küng, Marc Hirschi und Mauro Schmid wohl mit einer Nomination ins Kader fürs Strassenrennen rechnen. Interessant wird die weitere Entwicklung von Jan Christen, Johan Jacobs (die Strecke geht vor seiner Haustüre in Berg am Irchel durch) und Alexandre Balmer sein. Daneben sind sicher auch Stefan Bissegger und Altmeister Silvan Dillier bereit, sollten sie nominiert werden. Und da ein Team bekanntlich nicht nur aus Leadern bestehen kann, geht der Traum der Heim-WM möglicherweise auch für den äusserst bewährten Helfer Fabian Lienhard in Erfüllung.